4 Jahre Selbtstständigkeit – was ich gelernt habe. Tipps für den Start in die Selbstständigkeit

Vielleicht stehst Du gerade am Anfang Deiner Selbstständigkeit als Coach, Trainerin oder Beraterin. Es kribbelt, die Thematik reizt Dich sehr und Du hast so richtig Lust loszulegen. Gleichzeitig sind da aber auch die Zweifel und Ängste, die damit einhergehen, sich selbstständig zu machen. Werde ich das alles schaffen? Kann ich davon leben? Interessiert es überhaupt jemanden, was ich zu bieten habe? Bin ich gut genug? Braucht die Welt wirklich noch ein:e (*insert your job idea here*) mehr?

Mir ging es genau so. Das waren genau meine Gedanken. 2019 bin ich parallel zu meiner Coachingausbildung in die Selbstständigkeit gestartet. Zunächst natürlich nebenberuflich. Ich hatte große Träume – aber keine Ahnung, wie ich sie umsetzen sollte.

Mein Rückblick auf die vergangenen 4 Jahre

Eine Selbstständigkeit aufzubauen ist kein Sonntagsspaziergang, vielmehr ist es eine Achterbahnfahrt. Die letzten 4 Jahre war voller Höhen und Tiefen. Ich habe so viel lernen dürfen, mich persönlich weiterentwickelt. Ich bin oft gescheitert, bin wieder aufgestanden und habe es neu versucht. Vieles davon fand außerhalb meiner Komfortzone statt. Auch wenn es einige dunkle Stunden gab, in denen ich stark gezweifelt habe, in denen ich nicht wusste ob und wie ich weiter machen sollte – ich bin dankbar, dass ich nicht aufgegeben habe. Ich darf das tun, was ich gerne tue. Ich habe mir ein Arbeitsumfeld erschaffen, in dem ich im Einklang mit meinen Werten leben kann und meine eigenen Ziele realisieren kann. Ich habe sehr viele Erfahrungen machen dürfen und würde ich heute nochmal bei Null anfangen, würde ich einige Sachen anders machen. Da ich aber nicht mehr bei Null anfange, sondern eventuell Du, möchte ich meine besten 5 Tipps im Folgenden mit Dir teilen.

Lass Dich von Deinen Ängsten und Zweifeln nicht aufhalten

Ich habe eine Coachingausbildung gemacht, weil ich mich als Coach selbstständig machen und Menschen dabei unterstützen wollte, ihr Potenzial zu entfalten. Was ich zunächst nicht so ganz auf dem Schirm hatte war, dass es dafür nicht ausreicht, nur ein guter Coach zu sein. Speziell am Anfang bist Du für alles selbst verantwortlich und musst alles selbst erledigen. Kein Chef, keine Kollegen. Du bist CEO, CFO, CTO, Marketings- und Buchhaltungsabteilung in einem!

Es ist völlig normal, anfangs Ängste und Zweifel zu haben. Es ist genau so okay, von Dingen erstmal keine Ahnung zu haben. Du kannst nicht alles können. Mache Dir bewusst: Bevor Du in Deinen Angestelltenjob gestartet bist, hast Du wahrscheinlich eine mehrjährige Ausbildung absolviert und wurdest in Dein Aufgabenfeld eingearbeitet. Die meisten Fähigkeiten sind uns eben nicht in die Wiege gelegt.

Herausforderungen wirst Du immer haben, egal ob Du am Anfang stehst oder Du bereits sehr weit bist. Die Herausforderungen werden nur andere sein. Wenn Du und Deine Selbstständigkeit sich weiterentwickeln, wirst Du immer wieder mit Dingen konfrontiert werden, vor denen Du Angst hast oder von denen Du (noch) keine Ahnung hast.

Aber hier kommt der Punkt: Es ist wichtig, Dich von den Zweifeln, Ängsten und den Dingen, die Du noch nicht kannst nicht abhalten zu lassen, sondern sie Dir genau anzuschauen und damit zu arbeiten. Die Selbstständigkeit ist nicht immer nur Ponyhof. Aber sie schenkt uns so etwas Wichtiges: Die Möglichkeit und selbst weiterentwickeln zu dürfen. Und je früher Du lernst, damit umzugehen, desto besser. Das richtige Mindset ist hier der Schlüssel.

Finde Deinen eigenen Weg

Als ich in die Selbstständigkeit gestartet bin, wusste ich erstmal nicht, wie ich vorgehen sollte. Ich hatte keinen Plan. Was habe ich also gemacht? Das erste Jahr habe ich erstmal viele kostenlose oder günstige Angebote von Expertinnen gesichert, die mir gesagt haben, was ich alles machen muss. Und das habe ich dann stur umgesetzt, ohne viel darüber nachzudenken. Ich habe viel gearbeitet, aber gefühlt bin ich nicht voran gekommen und habe mich ein bisschen in den ganzen To Dos verloren. Ich hatte also irgendwann ein Logo, eine Website, ein Marketing-Funnel, einen Instagram Kanal und jetzt sollte ich den ersten Launch starten: Ads, ein Webinar, dann viele Verkaufsmails – so sollte es laut den Expertinnen funktionieren. Sorry, aber an diesem Punkt war ich raus. Ich scheiterte an der Umsetzung und hätte fast aufgegeben.

Hier mein wichtigstes Learning: Finde Deinen eigenen Weg! JA, es gibt wichtige Basics. Du solltest wissen was Du machen möchtest, wie Du es machen möchtest und für wen. Aber alles andere: Come on! Wir sind alle unterschiedlich. Es gibt nicht DIE richtige Strategie. Alles was für die funktioniert, ist richtig. Diese eine Art von Launch ist einfach nicht mein Ding – ich habe meinen eigenen Weg gefunden. LinkedIn, Instagram, Netzwerkveranstaltungen, Empfehlungsmarketing – es gibt so viele Möglichkeiten, Klient:innen zu gewinnen – finde eine, mit der Du Dich wohlfühlst! Finde einen Weg, bei dem Du Dich nicht verbiegen musst. Denn nur dann kommen die Klient:innen auch zu Dir – wenn Du wirklich liebst was Du tust und das auch ausstrahlst.

Arbeite nicht nur AN sondern auch IN Deinem Business

Eine weitere wichtige Lektion die ich gelernt habe ist diese hier: Es reicht nicht nur, an Deinem Unternehmen zu arbeiten – arbeite von Anfang an auch IN Deinem Unternehmen. Was heißt das? Das erkläre ich Dir: Ich habe Jahre lang damit verbracht, mein Unternehmen zu gestalten. Vom Personal Branding über die Positionierung, den Marketing-Funnel,… und so weiter und so fort. Ich habe anfangs nur ganz selten genau das getan, wofür ich eigentlich losgegangen bin und zwar das Coachen.

Ich habe nur AM Unternehmen gearbeitet, aber nicht IM Unternehmen. Ich habe nichts verkauft und wenn Du nichts verkaufst – hast Du dann wirklich ein Business – oder ist das nur ein zeitaufwändiges Hobby? Lerne von Anfang an auch Dinge anzubieten, zu bewerben und zu verkaufen. Auch wenn es nur ein kleines Event ist oder Du Coachings gegen eine Rezension anbietest. So kommst Du ins Handeln, sammelst Erfahrungen, Deine ersten Klientinnen und Dein Selbstbewusstsein steigt.

Probiere aus, was für Dich gut funktioniert und lerne daraus! Damit steigt auch die Motivation und Lust, weiterzumachen. Wie viele habe ich schon aufgeben sehen, nachdem sie ihre Visitenkarten und ihre Positionierung hatten… weil es einfach nicht weiterging?!

Sei realistisch

Immer wieder laufen einem Business Coaches über den Weg, die erzählen, dass Du mit ihrer Hilfe innerhalb von wenigen Monaten 6 oder 7-stellig verdienen kannst. Wenn nur Dein Mindset oder Dein Vibe stimmt oder Du es Dir manifestierst. Bitte, bitte falle nicht auf so einen Blödsinn rein. Prüfe solche Angebote mit Herz und Verstand und lass Dich nicht unter Druck setzen. Ein ehrliches und nachhaltiges Business aufzubauen und regelmäßige Umsätze zu machen dauert einfach seine Zeit. Hab Geduld, vertraue dem Prozess und hege keine überdimensionierten Erwartungen an Dich selbst.

Um zusätzlich etwas Druck herauszunehmen, gehe sicher, dass Du finanziell abgesichert bist, bis es soweit ist. Ob Du Rücklagen hast (mindestens für ein Jahr!) oder ob Du noch in Teilzeit angestellt bist – völlig egal. Auch hier gilt: Finde einen Weg der für Dich passt. Wieviel Geld brauchst Du? Bist Du Typ Sicherheit oder Typ „Ich brauche den Druck sonst läuft nichts“?

Vergleiche Dich nicht!

Wenn Du selbstständig bist kommst Du nicht drumrum, den Markt ein bisschen im Blick zu behalten. Dabei wird Dir ziemlich schnell auffallen, dass Andere erfolgreicher sind als Du – oder zumindest so aussehen. Schnell werden Dir Gedanken in den Kopf kommen wie: „Warum klappt es bei ihm/ihr und bei mir nicht? Ich bin ein Versager. Das hat doch sowieso keinen Sinn.“

STOOOOP! Einmal tief durchatmen, bitte! Und dann mache Dir folgendes bewusst:
Jeder startet mit anderen Voraussetzungen und steht an einem anderen Punkt. Als Mama von zwei Kindern, die zusätzlich noch den ganzen Haushalt wuppt, kannst Du Dich nicht mit der Single Lady mit der Marketingausbildung vergleichen, die sowieso nichts anderes zu tun hat, als den ganzen Tag zu hustlen. Ganz zu schweigen von denen, die schon länger im Business sind und ein ganzes Team hinter sich stehen haben. Das KANNST Du einfach nicht alles alleine leisten.

Auch ein ganz wichtiger Punkt: Es ist nicht alles so toll, wie es scheint. Nennt sich Marketing. Natürlich versucht jeder sich im bestmöglichen Licht darzustellen und tut so, als würde alles prima laufen. So funktioniert das nunmal. Wie es hinter den Kulissen aussieht steht auf einem ganz anderen Blatt.

Fazit

Unterm Strich kann ich sagen, dass ich unglaublich viel gelernt habe in den vergangenen Jahren. Und das kann mir niemand mehr nehmen. Ich weiß jetzt, wie ich ein Unternehmen aufbaue, worauf ich achten muss, wo mein Fokus liegen sollte.  Ich kann es jederzeit wieder tun. Es war eine Reise, die ich nie wieder missen möchte.