Was ich eigentlich genau mache –
Coaching vs. Training vs. Psychotherapie

Wenn ich anderen Menschen davon erzähle, dass ich Coach bin, kommt es häufiger als erwartet vor, dass mein Gegenüber entweder gar keine Idee davon hat, was ich mache, oder eine vollkommen falsche. Das Wort „Coaching“ ist zwar heutzutage in aller Munde, jedoch kennen nur wenige die wahre Definition. In diesem Blog Post möchte ich deshalb mit diversen Missverständnissen aufräumen und Dir erzählen was ich mache – und was nicht. Zudem erkläre ich Dir, wo die Unterschiede zum Trainer und zum Psychotherapeuten liegen.

In Deutschland ist der Begriff „Coach“ nicht geschützt. Jeder, wirklich jeder, kann sich einfach so Coach nennen. Es auf seine Website, seine Visitenkarte und sein Profil schreiben. Es gibt keine besondere Voraussetzung, die dafür erfüllt sein muss. Ernährungscoach, Mind Coach, Glückscoach… jeder darf sich nennen, wie es ihm beliebt. Das heißt also erst einmal absolut gar nichts. Da sich jeder Coach nennen darf und völlig egal ist, was er unter diesem Namen macht, ergibt sich natürlich die Problematik, dass so viele Praktiken darunterfallen, dass kaum noch jemand weiß, wie dieser Beruf eigentlich aussieht.

„Coach“ und „Coaching“ dient zurzeit praktisch als eine Art Überbegriff für ein ganzes Marktsegment, das allerdings sehr viele unterschiedliche Berufe beinhaltet – vom Berater, über den Speaker, den Trainer, den Supervisor… Besonders bekannt in Deutschland sind die so genannten Life Coaches, die zum großen Teil über Social Media, YouTube, Podcast ihr Wissen verteilen. Sie haben in ihrem Leben verschieden Erfahrungen gemacht und sich mit einem oder mehreren Themen tief auseinandergesetzt. Sie können Dich in einem bestimmten Thema informieren und motivieren, bieten (Online-)Seminare an, einen 5-Schritte-Programm, wie sie Dein Leben verbessern können. Jetzt kommt allerdings der Haken: diese Menschen sind per Definition Trainer oder je nach Setting auch Berater, jedoch keine Coaches.

Was ist also der Unterschied zum Trainer?

Ein Trainer hat ein vorgefertigtes Konzept, das er aus seiner Erfahrung, aus verschiedenen Büchern und Studien erstellt hat. Das gibt er dann genauso an seine Klienten weiter und unterstützt sie vielleicht sogar, dies in ihr Leben zu integrieren, mit dem Versprechen, dass genau dieser 5-Schritte-Plan ihr Leben oder zumindest einen Bereich davon verbessern wird. Der Trainer bringt seinem Klienten also quasi etwas bei. Ein mögliches Problem liegt hierbei darin, dass der Trainer gar nichts über seinen Klienten weiß – keine Ursachen, keine Vorgeschichten, keine Stärken usw. – sondern nur seine eigenen Erfahrungen, seine eigene Schablone über ihn drüberstülpt. Sicher fallen Dir da ein paar dieser sogenannten Coaches ein. Der bekannteste „Coach“ Deutschlands – Christian Bischoff – ist laut Definition also ein Persönlichkeitstrainer, nutzt in seinen Seminaren nur ab und an Elemente des Coachings. Er hat zwar dasselbe Ziel wie ein Coach, nämlich seinen Klienten dabei zu unterstützen, dessen Ziel zu erreichen, ein großer Unterschied liegt jedoch in der übergeordneten Position und der inneren Haltung des Trainers. Es besteht eine gewisse Autorität – “Ich weiß Bescheid, ich kenne Dein Problem genau. Deswegen erzähle ich Dir jetzt, wie Du besser wirst”. Das ist prinzipiell natürlich gut, allgemein gültig und hilft auch erstmal weiter. Die Lösungen, die er aufzeigt, sind bewiesen durch seine Erfahrungen und helfen in der Regel auch jedem ein bisschen weiter. Sei es Dankbarkeitspraxis, eine Morgenroutine, Vergebung … von all diesen Konzepten haben wir alle schon mal gehört.

Was macht ein Coach anders?

Der Coach hat eine komplett andere innere Haltung, und zwar die Haltung, dass er erst einmal nichts weiß. Er arbeitet partnerschaftlich mit seinem Klienten zusammen und baut im optimalen Fall eine gute, vertrauensvolle Beziehung zu ihm auf. Der Coach ist eine Art Prozessbegleiter. Er sieht den Klienten als Individuum und als einziger inhaltliche Experte für sein Problem, mit all seinen Ressourcen, Fähigkeiten und Erfahrungen. Er klärt die Frage: “Wie kannst du Deine eigene, für Dich passende Lösung finden, die für Dich funktioniert?”. Das Interessante dabei ist, dass der Coach sich nicht mal mit dem Inhalt des Coachings auskennen muss. Er steuert lediglich den Prozess. In der Regel wird im ersten Schritt mit dem Klienten ausführlich darüber gesprochen, was die persönlichen Ziele sind und wie der Coach ihn dabei unterstützen und begleiten kann, diese auch zu erreichen. Das ist eine ganz andere Art und Weise miteinander zu arbeiten.

Ich hatte im Rahmen meiner Ausbildung bereits einige Coachings und kann sagen, dass diese selbsterarbeiteten Lösungen so viel tiefgreifender und langfristig wirken, als 5-Schritte-Pläne und Onlinekurse. Das heißt nicht, dass diese Pläne und Kurse schlecht sind. Ich habe auch schon verschiedene Onlinekurse und Seminare absolviert. Das bedeutet lediglich, dass ein „echtes“ Coaching die Komplexität des einzelnen Menschen mitberücksichtigt und dadurch die Lösung individuell und somit tiefgründiger gestaltet. Der Coach sagt seinem Klienten nicht, was er zu tun hat, sondern stellt Fragen und versucht dadurch mit seinem Klienten gemeinsam herausrauszufinden, welcher Lösungsweg mit welchen Fähigkeiten gegangen werden kann. Natürlich gibt es nochmal verschiedene Aspekte des Coachings oder auch Mischformen von Coaching in Kombination mit z.B. Beratung. Heutzutage gibt es in diesem Bereich alles Mögliche. Das reine Coaching jedoch ist ein Ansatz, der mir bisher am meisten geholfen hat und das ein oder andere Mal sehr überraschende Lösungswege und Ergebnisse zu Tage geführt hat. Man weiß vorher nie, was so alles in einem schlummert.

Manchmal wird ein Coach auch mit einem ganz anderen Metier verglichen: dem Psychotherapeuten.
Wo liegt hier der Unterschied?

Am wichtigsten: Ein Coach darf Dich bei einer psychischen Erkrankung nicht behandeln. Er arbeitet nicht mit „Patienten“, sondern nur mit “gesunden Menschen”, seinen Klienten. Jeder gute Coach lehnt einen Auftrag ab, wenn eine psychische Störung vorliegt. Im Coaching werden keine Probleme aufgearbeitet oder die Ursache gewälzt, wieso etwas so ist wie es ist. Es gibt keine Diagnose. Coaching ist lösungsorientiert. Die grundsätzlichen Fragen sind: Welche Ziele hast Du? Wo willst Du Dich hin entwickeln? Und welche Ressourcen, Potenziale, Fähigkeiten und Stärken bringst Du mit, um dort hinzukommen? Wie funktioniert die Umsetzung für Dich am besten?

Diese ganze Thematik – und das war erst die Spitze des Eisberges – kann es für den Klienten schwierig machen, einen passenden Coach zu finden. Jedoch auch einem Coach, sich gut zu positionieren. Ich selbst habe schon die Erfahrung gemacht, dass sich im Coaching-Markt sehr viele Menschen rumtreiben, die eine große Enttäuschung für den Klienten werden können. Verständlich, dass man da skeptisch ist.

Falls diese Art zu Arbeiten interessant und sinnvoll für Dich klingt und Du irgendwann einen Coach suchen solltest, habe ich Dir hier ein paar Tipps:

Achte darauf, dass Dein potenzieller Coach schon Erfahrungen im Coaching gesammelt hat und ggf. Referenzen vorzuweisen hat. Zudem haben professionelle Coaches meist eine Ausbildung absolviert und können dies durch eine Zertifizierung nachweisen. Du solltest im (natürlich kostenlosen und unverbindlichen) Vorgespräch sicherstellen, dass es um DICH geht und die Chemie zwischen Dir und Deinem potenziellen Coach stimmt. Das ist das allerwichtigste. Extratipp: Wenn ein Coach Dir eine Garantie gibt, dass das Coaching erfolgreich werden wird, solltest Du hellhörig werden. Der Coachingprozess ist nur eine Hilfe zur Selbsthilfe, der Coach hat den Ausgang nicht in der Hand.