5 Fragen an… Martina Bernburg (Schönheit)

Als Systemische Coachin und Trainerin habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, Frauen dabei zu unterstützen ihr Selbstbewusstsein – also ihr Bewusstsein für sich selbst – zu stärken. Damit schaffen wir die Voraussetzung, dass sie wissen was sie wollen und dafür auch losgehen. Besonders im Berufsleben leben viele Frauen noch unter ihrem Potenzial – und sind damit unzufrieden. Gemeinsam decken wir z.B. wertvolle Ressourcen auf, lösen Blockaden und treffen wichtige Entscheidungen. Allerdings gehört in dieses Themenfeld noch viel mehr als nur Selbstbewusstsein. Aussehen und Schönheit zum Beispiel.

Deshalb gehen meine 5 Fragen heute an Martina Bernburg. Sie ist Makeup Artist und ihre Mission ist es: Schönheit in die Welt zu bringen und Frauen zu bestärken, denn bei Make-up geht es nicht in erster Linie um Zuspachteln und Wegschminken, sondern um die Freude an der eigenen Schönheit! Sich selbst zu feiern. Schön von innen nach außen und andersherum.

Martina, als Makeup Artist ist es Dein Job, Frauen zu schminken und zu frisieren. Was fasziniert Dich an Deinem Beruf?

Wie einfach Menschen mit wenigen Kleinigkeiten verändert werden können. Wie stark unser Selbstbild von unserem Äußeren abhängt. Und natürlich: Wie unfassbar viele verschiedene spannende Menschen quer durch alle Gesellschaftsschichten ich dabei treffe. Ein Wahnsinnsprivileg.

War es schon immer Dein Wunsch, Make-up Artist zu werden?

Nicht wissentlich. Als ich ein kleines Mädchen war, gab es das Berufsbild noch gar nicht. Maskenbildner wurden damals nur an Theatern ausgebildet und die Ausbildungsplätze waren rar. Ich war mir sicher, dass ich künstlerisch arbeiten will – aber in welche Richtung? Kein Plan. Ich habe es geliebt, in Farben zu schwelgen, zu zeichnen, zu malen, schöne Dinge zu erschaffen. Es war klar, dass ich Kunst schaffen will. Irgendwann kam dann die Erkenntnis, dass Papier und Leinwand selten antworten und dass mir das zu still und zu wenig ist. Leben ist Kommunikation und Austausch. Deshalb sind Menschen das Objekt meiner Kunst geworden. Ein schöner Weg, wie ich finde. Im wahrsten Sinn des Wortes! Ich möchte gern in einer Welt leben, in der Schönheit kein sehr eng definierter sozialer Kontrollmechanismus ist, sondern ein selbstermächtigendes Element. Ich möchte Frauen bestärken, ihre Schönheit zu erkennen, damit zu spielen, Spaß damit zu haben und so die Welt zu einem schöneren und freudigeren Ort machen. Dazu gehört aus meiner Sicht auch, dass ich Entscheidungen treffe, die gut für die Welt sind. Weg von „immer mehr“ zu einigen wenigen schönen Dingen, die ich gerne benutze.

Das klingt toll! Eigentlich findet die Veränderung, die Du an Frauen vornimmst, ja nur im Außen statt. Hast Du schon die Erfahrung gemacht, dass sich dadurch auch innerlich etwas für Deine Kundinnen verändert?

Sehr häufig. Unserem Beruf hängt zu Unrecht der Makel der Oberflächlichkeit an. Wenn man sich in die Themen Aussehen, Definitionen von Schönheit, Wahrnehmung und Wertigkeit von Äußerlichkeiten, Selbstwert und Selbstbewertung vertieft, wird das Thema hochkomplex. Unser Aussehen bestimmt zu einem großen Teil unser Selbstbild. Wenn ich das Aussehen eines Menschen verändere, verschiebe ich auch das Selbstbild dieser Person.

Und ja, meine Aufgabe ist es, den Frauen zu zeigen, dass sie schön sind, auf ihre ganz eigene Weise. Manche können das nicht sehen, aber ich kann es ihnen zeigen – mit ein paar kleinen Handgriffen. Das war der allerbeste Moment in meiner Karriere: Als ich verstanden habe, dass es nicht um Wegschminken oder viel Farbe geht, sondern darum, meinen Kundinnen zu zeigen, wie schön sie sind. Und wieviel Spaß es macht, diese Schönheit zu unterstreichen, herauszukitzeln und zu zeigen. Frauen, die für Fotos toll zurechtgemacht werden und dann in den Spiegel schauen, richten sich auf, der Blick wird strahlend, die Ausstrahlung verändert sich. Manchmal kann man die Transformation richtig sehen. Nicht immer. Natürlich. Aber oft. Das ist das Tollste: Den inneren Glow finden und nach außen bringen.

Es muss aber auch gar nicht immer die ganz große Veränderung sein. Denn der Standard aus dem Arbeitsalltag ist so: Wenn die Menschen zu uns in die Maske kommen für einen Fototermin oder eine Aufnahme, sind sie oft hektisch, im Zeitdruck und unzufrieden mit ihrem Aussehen. Dann nehmen sie Platz und werden umsorgt. Man unterhält sich ein wenig, lacht ein bisschen, bekommt Gesicht und Haare schön und plötzlich ist man ein ganz anderer Mensch.

Wir Frauen geben uns ja immer Mühe, gut auszusehen. Denkst Du, dass schöne Frauen automatisch selbstbewusster sind?

Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen gesellschaftliche. Mädchen und Frauen werden viel stärker über Aussehen bewertet als Jungen und Männer. Mädchen lernen also früh, dass ihr Aussehen ihnen bestimmte Türen öffnet oder verschließt.

Das andere ist die individuelle Persönlichkeitsstruktur und Lerngeschichte. Wenn ich merke, dass ich mich auf mein Aussehen „verlassen“ kann (weil ich immer als attraktiv wahrgenommen werde), werde ich bequem, ich brauche keine anderen Qualitäten entwickeln, denn ich bin ja hübsch. Oder aber ich werde besonders ehrgeizig, weil ich mehr sein will als immer nur „die Hübsche“. Zudem ist Schönheit etwas, das für alle Menschen extrem erstrebenswert ist – deshalb ruft sie auch immer Neid und Missgunst hervor. Oder Besitzgier.

Im Endeffekt sind es Kontrollmechanismen (Das Patriarchat lässt grüßen). Nicht ich entscheide, was ich schön finde, sondern ein bestimmtes gesellschaftliches (meist unerreichbares) Ideal wird mir vor die Nase gehängt. In einer Gesellschaft absoluten Überflusses ist extrem dünn besonders schön. In einer Zeit, als die meisten Menschen schon mit 20 verfaulte Zähne hatten, war ein schönes Lächeln ein Must-have. Wir werden heutzutage so alt wie nie zuvor, sollen aber immer aussehen wie 20-jährige. Das ist kein Zufall.

Um die Frage also zu beantworten: Nein, eine schöne Frau muss nicht automatisch selbstbewusst sein. Vielleicht weiß sie nicht mal, dass andere sie als schön wahrnehmen. Es gibt natürlich auch die andere Seite: Schöne Frauen (bzw. Menschen im Allgemeinen), die ihr Aussehen für einen persönlichen Verdienst halten und gar nicht wahrnehmen, dass sie halt einfach im genetischen Lotto gewonnen haben.

Du arbeitest im Businesskontext ja mit beiden Geschlechtern zusammen. Gibt es einen Unterschied, wie Männer und Frauen mit dem Thema „Aussehen“ umgehen. Hat das Auswirkungen auf das Verhalten?

Ja, die Unterschiede sind riesig. Und so klischeehaft, dass es direkt lächerlich ist. Frauen sind extrem selbstkritisch, was ihr Äußeres angeht. Es ist ein stetiger Wunsch nach Optimierung vorhanden. Und immer eine gewisse Unzufriedenheit. Ich arbeite jetzt seit 17 Jahren in diesem Beruf und habe in der ganzen Zeit exakt 2 (in Worten: Zwei!) Mal von Frauen den Satz gehört: „Ist egal, was wir machen, ich sehe auf Fotos immer gut aus.“ Und ich habe wahrscheinlich Millionen Male Sätze gehört wie: „Oh Gott, ich sehe immer gräßlich aus auf Fotos/Ich bin viel zu dick, ich müsste noch abnehmen/Ich habe schreckliche Augenringe/Meine Haare sehen grauenvoll aus/Meine Wangen sind viel zu dick/Mein Kinn ist zu lang/Meine Nase ist zu groß/Ich hasse Fotos von mir“ Und so weiter, und so weiter, und so weiter. Und meist gefolgt von einem hoffnungsvollen „Kannst du da was machen?“

Wenn Männer in die Maske sollen (es sei denn, sie sind es beruflich gewohnt, geschminkt zu werden, Schauspieler, Moderatoren etc.), kommt bei mindestens jedem Zweiten der Satz: „Ich brauch das alles nicht, ich bin naturschön.“ Und nein, nicht von Männern, die tatsächlich gut aussehen. Die Gründe für diesen Geschlechtergraben? Naja, siehe oben.

Dein bester Tipp für ein passendes Make-up:

Nicht in Farben denken. Also nicht fragen: Steht mir der grüne oder der blaue Lidschatten besser? (Spoiler: Im Normalfall beide nicht). Sondern finde raus, was dich am meisten stört und verändere das dann. Z.B.: Ich sehe so müde aus. Lösung: Finde einen Concealer für deine Augenringe. Oder: Ich sehe so farblos aus. Lösung: Finde ein Rouge und/oder eine Lippenfarbe, die dich frischer macht. Oder: Ich bin so blass. Lösung: Benutz einen Bronzer oder einen Selbstbräuner (den Dingern folgt übrigens zu Unrecht ihr schlechter Ruf. Es gibt inzwischen richtig gute Produkte, die nur einen perfekten Hauch von Farbe geben.)

Wenn es komplexer wird, such dir einen Profi, mach ein Make-up Coaching, du wirst dein Leben lang davon profitieren!

Vielen Dank, liebe Martina, für diese interessanten Einblicke!

Foto: privat

Über Martina…

Martina Bernburg ist seit 2004 als Make-up-Artist tätig, das heißt, sie schminkt und frisiert Menschen für Foto- und Videoproduktionen, Auftritte auf dem roten Teppich, Hochzeiten und andere Anlässe. Darüber hinaus gibt sie Workshops, Kurse und Beratungen rund um alle Make-up und Hairstyling-Themen. Ausgebildet und zertifiziert ist sie als Make-up-Artist, Fachkosmetikerin und Naturkosmetikberaterin.

Berlin ist ihre Geburtsstadt und war lange Zeit ihr Lebensmittelpunkt, jetzt ist sie an der Küste Schleswig-Holsteins zuhause und lässt sich hier den Wind um die Nase wehen.

instagram: @martinabernburg

Website: https://www.martinabernburg.de